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Die Analogszene

  
Welche "Gruppen" machen heute den analogen Kameramarkt aus, wie treten die fotografisch interessierten Menschen in Erscheinung - in Bezug auf Bildergebnis und technischer Ausstattung? 

Der Sammler analoger Fototechnik

Auf Fotobörsen in Deutschland findet man heutzutage überwiegend Männer in den Siebzigern und auch deutlich älter. Sie erfreuen uns Händler mit Anekdoten, die meist mit "Diese Kamera hab ich auch schon gehabt ..." beginnen. Viele haben über die Jahrzehnte neben einem enormen Erfahrungsschatz auch eine beeindruckende Sammlung von Kameras aufgebaut, oder im Laufe eines Lebens aus Flohmarktkäufen regelrecht "angehäuft". Als mit dem Einzug der Digitaltechnik in die Fotografie die Preise für analoge Technik abstürzten fanden sich diese Sammlungen plötzlich sprichwörtlich vom Wert im Keller. Viele dieser Sammler benutzten ihre Kameras nicht wirklich - und so verstaubten die Sammlungen in den Vitrinen und stellen inzwischen manche Erben vor Rätsel und Herausforderungen. Im ungünstigsten Fall kommt kurz nach dem Bestatter gleich schon der Trödler. Im günstigen Fall werden noch zu Lebzeiten Sammlungen sortiert, seriös bewertet und professionell verwertet und - Stück für Stück - wieder der aktiven Fotografie zugeführt. Inzwischen entwickeln sich manche Stücke von einst wieder zu begehrten Klassikern und damit die Analogszene, die derzeit wieder wächst und neue Anwender findet.

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Der Hybrid-Nutzer

In der Regel adaptieren technikaffine Ingenieurstypen - meist Männer um die 50 - analoge Dinge auf ihre Digitalkamera, meist Retro-Objektive aus der analogen Zeit. Wahrscheinlich hat der Hybrid-Nutzer in seiner Jugend bereits ambitioniert mit Film fotografiert. Es ist also auch die Nostalgie, die ihn zur analogen Fotografie zurückbewegt, gleichzeitig schätzt er die Möglichkeiten der digitalen Fotografie: Mit Lightroom werden die RAW-Dateien nachträglich mit Vignettierung versehen und mit RNI-Presets auf das Erscheinungsbild von Filmemulsionen gebracht. Die Technikbegeisterung stellt die Qualität der Ausrüstung manchmal über das Bildergebnis, das sie hervorbringt. Der Hybrid-Nutzer erwirbt vielleicht deshalb gerne digitale Leica Kameras, weil Leica in der  technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte anscheinend lediglich den Film durch einen Sensor ersetzt hat. Ach ja, ich bin übrigens 55 Jahre alt.

Der Fotograf mit künstlerischem Anspruch

Der Künstler unter den Fotografen ist nicht so stark durch Alter oder Geschlecht definiert wie die beiden oben genannten Gruppen. Der künstlerische Fotograf glaubt an Film als Konzept, an eine uralte analoge Methode, um Zeit und Emotionen über sehr lange Zeit hinweg zu bewahren, ohne sich vor der Inkompatibilität durch Fortschritt ängstigen zu müssen. Dabei muss nicht zwingend eine eigene Dunkelkammer für Filmentwicklung und -belichtung unterhalten werden. Meist werden die Filme im Fachlabor nach der Entwicklung gleich hochauflösend gescannt, also digitalisiert  - wie die Filme von Silbersalz aus Stuttgart. Die Negative werden dann analog in Schubläden archiviert.

Begeisterte Analogfotografen finden sich übrigens auf den Fotobörsen Frankreichs, siehe hier in diesem Beitrag. In Frankreich, aber auch in Italien und Spanien scheint die Analogszene nicht nur jünger und ambitionierter, sondern erfreulicherweise auch weiblicher, was wir auch an den Bestellungen bei fotohandel.de erkennen.

Newcomer 

Die Newcomer in der "Analog"-Szene sind eigentlich mit dem iPhone unterwegs und nutzen lediglich "analoge Filter" für den Retrolook. Aufnahmen gelangen digital eher in die "Sozialen Medien" als für einen Abzug ins Foto-Paradies, dem Schnelllabor in der DM-Filiale. Wer wirklich als Neueinsteiger zur Analogfotografie findet ist in einem (jungen) Alter, in dem man zum ersten Mal "Film" begegnet. Oft ist es die Sofortbildfotografie mit den neuen Fuji Instax - Kameras und Filmen, was aber nicht unbedingt in Anlehnung oder Erinnerung an vergangene Polaroid-Sofortbildtechniken erfolgt.
Günstige gebrauchte Kameras wie die Canon AE-1 liefern mit geladenem Kodak Portra oder einem Ilford FP4 den gewünschten Nostalgie-Touch. Der Knackpunkt ist, eine funktionierende Kamera zu finden - mit guten Lichtdichtungen. Und ein preiswertes Labor, auch hier ist der Weg in die DM-Filiale ein praktikabler Weg zum Bild. Noch immer gibt es dort die Filmentwicklung mit Papierabzug zum überraschend günstigen Preis. Kostete ein Standard-Farbabzug 1998 vierzig Pfennige liegt der Farbausdruck heute bei 12 Cent. Durchaus gute Bedingungen für einen Einstieg in die analoge Fotografie.