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Aktuelle Trends auf dem Kamera-Gebrauchtmarkt | Juli 2021


Trend /Trénd/
Substantiv, maskulin [der]
erkennbare Richtung einer Entwicklung; starke Tendenz


Ein klarer Trend bleibt weiterhin die Fotografie.  Es wird heute deutlich mehr fotografiert als jemals zuvor.


Das ist die erfreuliche Nachricht. 

Nur werden dazu immer weniger verschiedene Aufnahmegeräte eingesetzt. Die "traditionellen" Kameras - von der Kompaktkamera bis zur Spiegelreflexausrüstung - werden heute im Wesentlichen durch Smartphones ersetzt, deren hohe Abbildungsqualitäten überraschen. Die Foto-Apps generieren automatisch verschiedene Stile in Anlehnung an Filmemulsionen und frühere analoge Kameras und generieren den Charme der analogen Fotografie, ohne deren Aufwand einzufordern.

Die traditionellen Kamerahersteller wie Canon und Nikon erleben dabei - trotz des ungebrochenen Trends zur Fotografie - weiter einen Rückgang des Interesses, zumindest was die Absatzzahlen ihrer Fototechnik betrifft. Auch alle nachgelagerten Branchen der Fotoindustrie, nicht zuletzt die Fotolabore und der Foto-Einzelhandel erleben ihren Niedergang. Das ist die schlechte Nachricht.

Im digitalen Bereich reagieren die Hersteller durch die Ausrichtung ihres Sortiments auf den professionellen und semiprofessionellen Anwender. Hier sind es immer neue Entwicklungen wie eine höhere Auflösung und verbesserte Bildqualität eines Sensors, technische Raffinessen wie Bildstabilisatoren oder Videofunktionen, die Nutzer zu einem Systemwechsel oder einem Modell-Upgrade veranlassen. So bleibt auch der Second-Markt der "jungen Gebrauchten" in Bewegung. Neuwertige Modelle werden ersetzt und gelangen auf den Gebrauchtmarkt. Doch "im Digitalen" entstehen über die Zeit kaum "Klassiker", da der schnelle technische Fortschritt zumindest beim Gebrauchsnutzen das "Alte" schnell obsolet macht.
 
 
Doch gibt es immer wieder positive Entwicklungen bei bestimmten Marken und einzelnen Modellen, vor allem in der analogen Fotografie, was sich vor allem auf dem Gebrauchtmarkt an steigenden Preisen erkennen lässt. Viele sprechen gar vom neuen "Trend zur Analogfotografie". Dieser zeigt sich allerdings "nur" in einer Nische, in die sich die analoge Fotografie in den letzten 15-20 Jahren zurückgezogen hat, und sich derzeit wieder etwas breiter macht. Die Produktion des analogen Film liegt heute bei nur ca. 3% der Menge, die vor der digitalen Wende hergestellt wurde. Vergleicht man die Gesamtentwicklung der Fotobranche seit den analogen 1970ern bis zum digitalen Umbruch etwa zur Jahrtausendwende und die weitere Entwicklung bis heute, so kann man erkennen, dass wir wieder ähnliche (geringe) Umsatzzahlen erreichen wie in den frühen 1970er Jahren. Der Trend zeigt also deutlich abwärts mit lediglich kleinen positiven Ausschlägen in der Nische. 

Und so erleben einst hochwertige Kameralegenden wie die Nikon F/F2-Baureihe, Leica M Kameras, Hasselblad, Contax T nach dem Niedergang der analogen Fotografie um die Jahrtausendwende nun ihre Renaissance. Doch die positive Entwicklung einzelner Stücke ist nicht die Regel. Im analogen Bereich werden derzeit zahlreiche über Jahrzehnte aufgebaute, oft penibel geführte Sammlungen aufgelöst und kommen auf den Markt. Das Gros solcher Sammlungsauflösungen kämpft mit Desinteresse und scheinbaren "Spottpreisen", die den Aufwand einer Vermarktung nicht lohnen. Der aktuelle Sammlermarkt konzentriert sich nur auf wenige, seltene und hochwertige Stücke.

Im Gesamten betrachtet sinken also die Preise - oder zumindest stagniert der Gebrauchtmarkt, auch hier gelten schließlich die Gesetzmäßigkeiten von "Angebot und Nachfrage".

Es gibt durchaus auch positive Entwicklungen: Auf einer Leica-Auktion, der "Leitz Photographica" in Wien erzielt eine seltene Leica IIIg Schwarzlack mit 408.000 EUR das 15-fache ihres Schätzpreises. Und auch außerhalb dieses doch sehr speziellen Leica Classic Sammlermarktes gibt es einige erkennbare Trends in der Nische der analogen Fotografie:

Der Trend, alte analoge Objektive an modernen digitalen Kameras zu verwenden

Es gibt Objektive, die ursprünglich für analoge Kameras und analogen Film entwickelt wurden und heute an moderne digitale Kameras adaptiert werden. Hier gibt es verschiedene Ausnahmestücke, die ihre herausragenden Abbildungsqualitäten mithilfe eines Adapters an den aktuellen digitalen Kameras noch heute eindrucksvoll unter Beweis stellen können.

Beispiele sind einige Festbrennweiten wie das lichtstarke Canon FD 58mm 1.2 und das Canon FD 85mm 1.2, diese Objektive sind weiterhin gesuchte Klassiker, wie übrigens alle hochwertigen asphärischen Canon FD-Linsen mit Chromring-Bjonett, die sich großer Beliebtheit zum Adaptieren auch an digitale Kameras erfreuen.

Auch für die Makrofotografie werden weiterhin analoge Objektivklassiker eingesetzt wie das Leica Macro-Elmarit-R 60mm, entsprechende Adapter sind für viele moderne Kamerasysteme erhältlich.

Nicht alle Objektive aus der analogen Zeit erfreuen sich dieser hohen Beliebtheit: Geringe Nachfrage und ein Überangebot besteht regelmäßig bei den älteren Zoom-Objektiven aller Marken, vor allem aber der Fremdhersteller (Soligor, Tamron, Sigma, Tokina, ...). Wer ein modernes Kamerasystem erwirbt, "spart" durch den Einsatz gebrauchter Objektive zwar Geld, aber verliert an Kompatibilität, Funktion und Qualität gegenüber aktuellen Modellen. Bildqualität oder Autofokussysteme haben sich über die Jahre ständig verbessert.

Trend Leica M6

Bei den analogen Kameras erlebt die Leica M6 derzeit eine regelrechte "Preisexplosion", die Nachfrage übersteigt das verfügbare Angebot bereits seit 1-2 Jahren, für sehr gut erhaltene Exemplare hat sich der Preis in dieser Zeit verdoppelt. Bei Leica M Kameras und den Leica M Objektiven kann man immer auch von einer außergewöhnlich hohen Wertbeständigkeit ausgehen, was diese Marke grundsätzlich auszeichnet. Das Preisniveau allerdings liegt hoch.


Trend analoge Mittelformatfotografie

Während eine Pentax 6x7, Mamiya RB67 / RZ 67 oder die Mamiya 645, Zensa Bronica auf dem Gebrauchtmarkt meist Schnäppchenangebote sind, bleibt das Hasselblad V-System weiterhin attraktiv, sichtbar an unserem aktuell doch recht ausgedünntem Angebot. Die Königsklasse der analogen Mittelformatfotografie ist zumindest als Gebrauchtausrüstung erschwinglich geworden, verglichen zu den ursprünglich hohen Marktpreisen, auf dem Gebrauchtmarkt steigen aktuell die Preise für schöne Hasselblad Kameras. Auch eine schöne klassische Rolleiflex 2.8F findet interessierte Käufer. Eine Plaubel Makina 67, Mamiya MF 6 oder eine Mamiya MF 7 erfreuen sich großer Nachfrage, das Angebot dieser Kameras auf dem Second-Hand-Markt ist sehr gering, die meisten Angebote stammen aus Japan oder den USA.
 
 
Bild unten: Nikon Nikkor Noct 58mm 1.2 AI – mit Novoflex Adapter an Leica M Typ 240