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Leica Q vs Fuji X100V

Wer sich für eine Leica Q interessiert wird sich vielleicht fragen, ob nicht eine Fuji X100V eine ähnlich gute Alternative darstellt. Zumal bei einer preisbewussten Entscheidung - eine Leica Q kostet etwa dreimal so viel wie die Fuji X100V und hat mindestens 3x weniger Funktionen. Die oft gelesene Bezeichnung "Leica für Arme" mag überspitzt und auch überheblich sein, erhebt die Fuji aber gleichzeitig auf ein äußerst hohes qualitatives Niveau und auf Augenhöhe mit einer Leica. Das sagt doch einiges aus.

Objektiv und Abbildungsleistung

Ein entscheidender Vorteil der neuen Fuji X100V gegenüber ihren Vorgängermodellen X100F und X100T besteht in der verbesserten optischen Leistung des fest verbauten, sehr flachen und mit Blende 2.0 dennoch lichtstarken 23mm Objektives (das einer 35mm-Brennweite beim Vollformat-Sensor entspricht). 
Es gibt viele positive Berichte über die Fuji X100V und ihre für eine APS-C Kamera hervorragende Abbildungsleistung - und mit Sicherheit ist die Fuji eine tolle Kamera. Aber für mich gibt es eben doch auch eine klare Präferenz für eine Vollformat - Kamera mit einem besonders lichtstarken Objektiv, insbesondere bei der Freistellung der Motive. Einen Vergleich finden SIe hier.
Auch wenn die Leica Q sehr wahrscheinlich und in Nuancen die bessere Bildqualität erreicht und durch den größeren Sensor die Vorteile von Freistellung und Bokeh besser umsetzt, ist für mich das 28mm Weitwinkel-Objektiv ein einschränkendes Kriterium für diese Kamera. Die 35mm Brennweite deckt 80% aller Situationen ab, die ich gerne fotografiere. Diese Ambivalenz lässt mich hin und her schwanken bei der Auswahl (m)einer optimal geeigneten Kamera.

Kamera und Funktion, Gehäuse und Handhabung

Die Fuji X100V ist eine begeisternd schöne Kamera, angelehnt an den klassischen Look der analogen Messsucherkameras, zumal  in der "silbernen" Variante. Sie ist sehr klein und leicht und überzeugt auch durch eine spürbar gute Verarbeitung, zudem ist sie "wasserabweisend". Während Fuji einige Kameras wie die Fujifilm XT-4 in China produziert ist die Fuji X100V noch Qualität "Made in Japan".

Puristisch ist die Fuji dagegen nicht in ihren Möglichkeiten und Funktionen, es gibt zahlreiche Stellrädchen und Einstellknöpfe. Wer sich hier zurücknehmen und auf wesentliche Funktionen in der Fotografie beschränken will, kann die Knöpfe individuell mit Funktionen (um-)belegen - oder aber die einzelnen Knöpfe jeweils "ohne Funktion" einstellen. Das ist meiner Ansicht nach sogar hilfreich, reduziert dies doch die Möglichkeit einer Fehlbedienung bzw. Fehleinstellung. Wer viele Bedienelemente hat, hat auch viele Möglichkeiten, irgendwo unbeabsichtigt "dagegen zu kommen" und eine Einstellung bzw. Verstellung zu erhalten, die zunächst nicht sonderlich auffällt, aber damit den nächsten Schnappschuss vermiest. Ich meine damit das versehentliche Zu- oder Umschalten irgendeiner Funktion, die eigentlich nicht erwünscht ist, wie eine unbemerkte Helligkeitskorrektur oder das ständig "willkürlich" versetzte AF-Messfeld, weil man beim Sucherdurchblick ungewollt auch den Touchscreen "bedient". Hier ist die Leica Q insgesamt deutlich "funktionsärmer", benötigt entsprechend weniger "Stellschrauben" und reduziert die Bedienelemente auf die wesentlichen wenigen Funktionen wie Blende, Zeit, ISO. Es gibt bei der Leica keinen elektronischen Graufilter, keine Filmsimulationen, Rote-Augen-Reduktion durch digitale Retusche, keine digitale Farbfilter, das schafft ein angenehm übersichtliches Menü.

Wer also vor allem ein technikbegeisterter Fotograf ist, mag die Voll-Ausstattung der Fuji begrüßen, wer sich "zurücknehmen und konzentrieren" will, schätzt die Leica. Hier punktet für mich klar die Leica Q für ein klares, überschaubar einfaches Bedienkonzept bei übersichtlicher Menüführung. Doch auch die Fuji kann durchaus ähnlich minimalistisch reduziert werden, siehe die Umprogrammierung der Funktionstasten oben. Und auch das hilfreiche klappbare Display trägt im eingeklappten Zustand auf der Kamerarückseite kaum auf. Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten diese Kompaktkamera grundsätzlich bietet bei der geringen Größe.

Die Leica Q ist die Kamera, die im Detail ihre Vorteile ausspielt, wie die des größeren Sensors und dessen Abbildungsmöglichkeiten. Die Leica Q verfügt über ein deutlich angenehmeres und klareres Sucherbild (auch dank stärkerer Suchervergrößerung), eine bessere Zugänglichkeit der Blendenwahl am Objektiv und insgesamt eine "angenehme Konzentration auf das Wesentliche". Die wenigen - aber für die Fotografie wesentlichen - Elemente sind vielleicht in einer Leica Q ein bißchen besser umgesetzt, weil diese mehr Raum und auch Aufmerksamkeit erhalten als in einer durch Funktion und Elektronik vollgepackten Kamera wie der Fuji.

Für mich ist die Entscheidung "nach der richtigen Kamera" immer schwierig, auch wenn ich als Fotohändler in der privilegierten Lage bin, eine Entscheidung auch mal umzuwerfen, da der Fundus verfügbarer Ware mir auch eine spontane Auswahl erlaubt, wenn mich gerade eine fotografische Herausforderung interessiert. Im Moment tendiere ich (neben der Leica M10) zur Leica Q als Teil meiner "Idealausrüstung".