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Kuriositäten auf dem analogen Foto-Gebrauchtmarkt

Derzeit gelangen viele analoge Fotosammlungen auf den Gebrauchtmarkt, meist Sammlungsauflösungen aus Altersgründen oder als Erbe. Über Jahrzehnte aufgebaute Bestände sind oft nicht beliebig, sondern individuell an die Biografie des Besitzers angelehnt und dokumentieren auch dessen fotografischen Werdegang. Manchmal zeigen sie den technischen Aufstieg - von der analogen Zeit zur digitalen Fotografie - und viele Sammler bewiesen dabei Markentreue.
Mancher frühere Sammelansatz lag im dekorativen Charakter, Sammlungen für die Vitrine, meist historische Stücke, heutzutage ohne Gebrauchswert.

Und so gelten viele alte Kameras heutzutage nicht als materiell wertvoll, sondern haben meist emotionale Bezüge und beziehen hieraus einen Wert, den nur der Eigentümer kennt. Wer über viele Jahre auf Flohmärkten seine "Sammlungen" zusammen gesucht hat, mag einer Leidenschaft nachgegangen sein, für die es heute vielleicht gleichermaßen kein Verständnis mehr gibt. Nicht aus allen Sammlungen oder Konvoluten entsteht ein Marktwert. Und doch findet sich in den meisten Beständen irgendein besonderes Stück, Kuriositäten auf dem analogen Foto-Gebrauchtmarkt.
 


Ankaufsanfrage zu einer Spiegelreflexkamera BAUER RX-1 mit NEOVARON Objektiven

Ich sehe hier keinen Wert, der sich allein aus der Seltenheit dieser Kamera ableitet, nur weil "Bauer" auf einer im Wesentlichen baugleichen japanischen Cosina CT-20 Kamera draufsteht und diese Kamera und die zugehörigen Neovaron Objektive seinerzeit nicht als "Bauer Kameras" in die Serienproduktion gingen. In diesem Fall wurde auf eine Allerweltskamera von Cosina (die heute auf dem Gebrauchtmarkt kaum mehr etwas wert ist) der Name "Bauer" aufgedruckt, nur wenige hundert Stück wahrscheinlich für die Musterkoffer der Vertreter im Außendienst produziert, die Idee der Kamerasparte von Robert Bosch GmbH dann nicht weiter verfolgt und somit die Serienproduktion nicht begonnen. Das macht für mich in diesem Zusammenhang leider keinen Wert aus.
Das sehen allerdings einige Leute anders und rufen teils irrwitzige Preise für diese Kamera auf. 

An diesem Beispiel sieht man, dass weiterhin ein gewisser Sammlermarkt besteht auf der Suche nach Raritäten und Kuriositäten, auch außerhalb der Leica-Welt, in der die seltenen Exemplare schon immer eine besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren. 

Für eine Bauer RX-1 erschließt sich dieser "Wert" jedoch für mich nicht und ich kann für eine solche Kamera keinen Ankauf anbieten.



LEICA Noctilux-M 1,2/50mm ASPH. silbern verchromt

Leica legt in 2021 den Objektiv-Klassiker LEICA Noctilux-M 1,2/50mm ASPH. neu auf - in Anlehnung an das ursprünglich von 1966 bis 1973 in einer Auflage von 1757 Exemplaren produzierte Objektiv gleichen Namens.
Das Objektiv geisterte als Gerücht durch die einschlägigen Foren und als es endlich lieferbar war – war es bereits ausverkauft. Durch die strenge Limitierung auf 100 Stück erhielt jeder Leica Store jeweils gerade mal 1 Exemplar. Und obwohl vor Auslieferung noch kein Preis bekannt wurde, war die Anzahl der Vorbestellungen riesig. Das Noctilux-M 1,2/50mm ASPH. in silber hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der seltensten und gesuchtesten Leica Objektive überhaupt entwickelt. Exemplare werden auf dem Gebrauchtmarkt durchaus für 80.000 EUR angeboten. Für alle Anwender hat Leica übrigens eine Serienversion in der klassischen schwarzen Eloxierung entwickelt zum Preis von 6.950 EUR. 


Zu den Neuauflagen klassischer Leica Objektive gehört in 2016 das Weitwinkelobjektiv

LEICA Summaron-M 28mm 5.6

Als Schraubgewinde-Objektiv 1955 vorgestellt, zählt das Vorgängermodell bis heute zu den kompaktesten Weitwinkelobjektiven im Leica M-System und zeichnet sich durch seine charakteristische Abbildungsleistung aus. Das neue Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm greift die klassisch-kompakte Bauweise und die Leistungsmerkmale seines Vorbilds auf und transportiert eine einzigartige, analog anmutende Bildwirkung in die Digitalfotografie. In seinem optischen Aufbau und der mechanischen Konstruktion entspricht das Leica Summaron-M 1:5,6/28 mm seinem Vorgänger, der bis 1963 in den Leitz-Werken Wetzlar hergestellt wurde.

Die unverbindliche Preisempfehlung im Erscheinungsjahr beträgt 2200 Euro, die Preise auf dem Gebrauchtmarkt in 2022 liegen etwa bei diesem Preis. Die Preise gehen bei diesem Modell nicht "durch die Decke", da dieses Objektiv nicht limitiert ist, also in Serie produziert wird und im Leica Online Store (Juni 2022) als Neuware für 2.650 EUR angeboten wird.






Leica - "Made in Germany" vs. "Made in Canada"

Bei der Leica M6 gibt es die "frühen Seriennummern" der in Deutschland "Made in Wetzlar" gefertigten Exemplare und die häufigeren Kameras "Made in Canada".
(Leica M6 Produktion insgesamt ca. 75.453 Stück, davon nur ca. 5.600 Stück in silbern verchromt und nur ca. 22.070 Stück in schwarz chrom aus Wetzlar)

Auch das Leica Summicron 35mm 2.0 „King of Bokeh“ wurde in Deutschland oder in Kanada gebaut. Preislich sind die Herstellungsorte entscheidend, die deutsche Produktion ist auf dem Gebrauchtmarkt teurer. Dabei gibt es keinen Unterschied in der Abbildungsleistung, denn es gibt keinen logischen Grund, warum es einen Unterschied geben muss. Die Linsengläser wurden nach dem gleichen Konstruktionsplan, auf den gleichen Maschinen, jeweils von Mitarbeitern hergestellt, die nach den gleichen hohen Qualitätsstandards arbeiten. 
Ein Mehrpreis auf dem Gebrauchtmarkt wird also nicht durch ein Mehr an Abbildungsleistung begründet, sondern durch vielleicht emotionale Gründe einer deutschen Herstellung und durch die jeweiligen (geringeren) Stückzahlen an einem Standort.



Vergoldet, mit Krokoleder geschmückt und in geringer Sonderauflage: "Goldene" Kameras gab es von nahezu allen Kameraherstellern als Sondereditionen

Leica, Rolleiflex, Minox, Nikon, Rollei, Polaroid, Hasselblad ... viele Hersteller brachten seinerzeit goldene Kameraversionen ihrer "Glanzstücke" heraus. Die allermeisten dieser Sondereditionen schafften es über die Jahrzehnte nicht zur Wertanlage. Die streng limitierten Sonderserien waren zu aller erst Marketingaktionen der Hersteller und damit eher Modeprodukte als Anlageobjekte.

Wer sich vor 30 Jahren eine neue Leica M6 für knapp 4000 Mark in den Tresor legte, bekommt heute den entsprechenden Gegenwert in Euro dafür. Eine lohnende Geldanlage war das also nicht. Nur ganz wenige, außergewöhnliche Sammlerstücke erreichen heute aufmerksamkeitsstarke Preise bei Spezialauktionen wie der Leitz Photographica Auction in Wien.



--- Serie wird fortgesetzt ---