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Reparatur von Kameramechanik und Kameraelektronik

Grundsätzlich ist es so, dass mechanische Teile und Funktionen wieder gut durch CLA (Clean, Lubricate, Adjust) gangbar gemacht werden können. Schwieriger wird es bei echten Beschädigungen bestimmter Bauteile, also wenn Ersatzteile benötigt werden. Bestimmte fehlende Teile produzieren wir selbst - passgenaue Kamerabelederungen, Bauteile, Verschleißteile, Ersatzteile, z.B. im 3D-Druck oder Spezialschrauben auf der Werkbank.

 

Am "aussichtslosesten" sind Probleme an elektronischen Komponenten, viele dieser elektronischen Defekte sind heute irreparabel.

Allerdings gibt es keine Regel ohne Ausnahmen :-)

Kameraelektronik wird insbesondere von Luftfeuchtigkeit nachteilig beeinflusst, vor allem, wenn (Kondens-)Wasser an die Leiterbahnen gelangt. Aufgrund der Mikrostruktur der elektronischen Bauteile reichen bereits minimale Korrosionserscheinungen (Oxidation) aus, um eine Elektronik nachhaltig zu stören. Manchmal ist es ausreichend, bestimmte korrodierte Kontakte zu "säubern".

 

Einige der typischen Elektronikfehler elektronischer analoger Kameras sind bei uns reparabel:

  • Leica Minilux, Leica CM (Displayfehler, E02-Fehler, Flexband, Objektivauszug)
  • Contax T2 und Contax T3 (Flexband, Objektivauszug, Gangbarkeit der automatischen Objektivabdeckung)
  • Contax TVS und Contax TVS II (Flexband, Objektivauszug, Gangbarkeit der automatischen Objektivabdeckung)
  • Contax G1 und Contax G2 (Verschluss)
  • Ricoh GR 1 (Displayfehler)
  • Yashica T4, Yashica T5 (Displayfehler, Objektivauszug, Flexband, Gangbarkeit der automatischen Objektivabdeckung)
  • Nikon 35Ti (Displayfehler,  Nikon Analog Display System (NADS))
  • Hexar RF (Fehlercode 10)
  • Hasselblad XPAN (Displayfehler 8888, Verschlussmechanik)

Früher wurden im Servicefall von den Herstellern einfach ganze Teile der Elektronik ersetzt. Diese Ersatzteile sind heute nicht mehr verfügbar und ein Austausch ganzer Baugruppen somit nicht mehr möglich.

Die Bauteile von Mikroschaltungen sind aus heutiger Sicht so genannte "Black Boxes", deren jeweilige Funktion und Programmierung undokumentiert bleiben bzw. zu komplex sind, um nachvollziehbar zu sein. Reparieren kann man in diesen Mikroschaltungen ohnehin nichts, nur "standardisierte" Bauteile austauschen und dabei eindrucksvoll viele Pins ab- und anlöten - wenn man es überhaupt schafft, den Fehler im Detail zu finden.

Die Grenzen des Machbaren liegen heutzutage immer in der Bereitschaft des Einzelnen, hier Zeit und Mühe zu investieren. Manche Experten lesen Schaltpläne wie Straßenkarten und erkennen Baugruppen an ihrer Position.

Nur wirtschaftlich ist das alles nicht.

Reparaturen - auch der Elektronik - sind also im Grundsatz möglich, 

  1. aber es kommt sehr darauf an, welcher Fehler genau besteht
  2. Aufwand und Reparaturpreis sind relativ hoch, abhängig von Punkt 1
  3. die Reparaturzeit ist derzeit sehr lange (bis ca. 2-3 Monate)
  4. manche Reparaturen sind „experimentell" und es kann im Vorfeld keine Reparaturzusage gegeben werden.

    Die "experimentelle" Reparatur
    In manchen Fällen wird eine defekte Kamera auch nach einem Reparaturversuch defekt bleiben und vielleicht sogar noch ein bißchen "defekter".
    Warum ist das so? Kann eine Kameraelektronik wider Erwarten nicht repariert werden, fallen für die Reparatur keine Kosten an (Ausnahme: Kostenvoranschlag). Allerdings wird die Kamera dann auch nicht mehr aufwändig "Schraube für Schraube", "Lötstelle für Lötstelle" in den "Ursprungszustand" zurückversetzt. Wenn Sie das aber ausdrücklich wünschen, muss auch der volle Reparaturpreis berechnet werden. Ansonsten erhalten Sie die Kamera unrepariert und nur rudimentär wieder zusammengebaut zum Preis des Kostenvoranschlags zurück.

Reparatur einer Leica Minilux mit E02-Fehler

Allein mit einem Ersatzteil ist es nicht getan :-)

Um das gebrochene (oder angebrochene) Leiterband in der Kamera auszutauschen muss die Minilux ziemlich "zerlegt" werden. Hier sehen Sie auf der linken Seite das zu ersetzende Leiterband und die Komplexität einer solchen Leica Minilux Reparatur. Wir haben aus jahrzehntelanger Werkstatterfahrung (noch) die Geräte aus der analogen "alten" Zeit und auch den Mechaniker, um Kameras weiterhin reparieren zu können.

Fazit:

Wer eine klassische (teil-)elektronische Kamera erwerben möchte - oder aus dem Bestand wieder damit fotografieren will - muss diese Kamera "sehr lieben", um Ausfallrisiken bis hin zu etwaigen Reparaturen und damit verbundene Kosten zu begründen. Der Aufwand ist hoch, erfahrenes Personal rar und die Stundenlöhne hoch. Der Zeitwert vieler Kameras liegt daher unter den Kosten für Wartung und Reparatur.

Grundsätzlich gilt bei klassischen analogen Kameras, sich bei einer Kaufentscheidung für möglichst wenig Elektronik zu entscheiden, da diese Komponenten am ehesten ausfallen. Mit Zunahme an elektronischen Funktionen steigt die Gefahr eines möglichen Defekts, was z.B. die niedrigen Preise für eine Rolleiflex 6006 oder eine Hasselblad 500 ELM mit motorbetriebenem Aufzug und Filmtransport begründet. Im Zweifel sind solche Kameras nicht mehr reparabel.

Häufig fallen Kompaktkameras mit elektronisch ausfahrbarem Objektiv aus wie die Leica Minilux (Bruch des Flexbandes). Bei einer Leica CL ist Korrosion der elektronischen Bauteile häufig anzutreffen, auch der Belichtungsmesser stellt eine Schwachstelle dar. 

Auch eine so hochwertige Leica M7 ist überdurchschnittlich häufig von elektronischen Problemen betroffen. Die perfekt gefertigten Gehäuse und solide Mechanik überleben die Elektronik um Jahrzehnte, aber wem nützt das?