... der Kunde habe über 300 Kameras und Objektive vom Opa geerbt, der war Fotograf. Man hätte einige Sachen schon selbst bei ebay verkauft, nur sei das eben insgesamt zu mühsam. Auch viele Fotohändler seien schon da gewesen, aber die waren nicht bereit, die 10.000 EUR, die diese Sammlung einbringen soll, tatsächlich zu bezahlen. Woraus sich allerdings die Annahme speist, das Konvolut sei mindestens diesen Preis wert, konnte vom Kunden nicht benannt werden. Er kenne sich schließlich nicht aus, aber immerhin seien Voigtländer Kameras dabei. Seit 6 Monaten ist man schon am Anbieten und ständig kämen weitere Händler zur Sichtung vorbei. Inzwischen seien aber die Lagerkosten zu hoch und der Verkauf müsse nun beschleunigt werden.

Liebe Kunden, Sie werden vielleicht verstehen, dass wir manchmal nicht annähernd so beeindruckt sein können von einem Erbe wie Sie selbst es vielleicht sind. Das ist nicht der Versuch, zu meinem Vorteil den "Preis zu drücken" oder eine Sammlung "schlecht zu reden". Ich versuche zunächst, hier einen realistischen Zugang und Weg zu finden, um eine Sammlung vernünftig einzuschätzen und zu "bewerten". Ich muss zumindest eine Idee erhalten, was mich erwartet, ein paar erste Bilder per WhatsApp oder Mail reichen meist schon für eine erste Einschätzung. Es gibt in diesem Fall weder eine Liste noch ein paar Fotos für eine erste Übersicht, nichts, an dem wir (oder der Kunde selbst) sich orientieren könnten.

Wir kaufen viele hunderte Mal im Jahr Kameras an, auch ganze Sammlungen, das ist unser Beruf. Und wir helfen gerne bei der Einschätzung und Bewertung und dem Verkauf, doch werden wir uns nicht die Mühe machen, die dem Kunden selbst einfach "nur zu mühsam" ist. Wir sichten keine Sammlungen "auf Verdacht", setzen uns nicht gleich freudig erregt ins Auto und eilen zu jedem Kunden, weil der einen Keller voll Kameras findet und duellieren uns dort nicht mit anderen Händlern um einzelne Stücke.

Wir kennen und erkennen die Werte, bieten hierfür unsere fachliche Expertise und erwarten Exklusivität in einer partnerschaftlichen, vertrauensvollen Zusammenarbeit und Abwicklung.

Wir verstehen auch nicht, warum hier irgendwelche Trödelhändler oder Haushaltsauflöser als Fotohändler bezeichnet werden. Letzterer würde nie "auf Verdacht" hunderte Kilometer Wegstrecke auf sich nehmen um erst dann zu erkennen, dass das Konvolut gegebenenfalls besser entsorgt worden wäre, als es länger zu lagern. Ein solcher Händler ginge wenig achtsam mit seinen eigenen Ressourcen um und müsste in seinem Beruf schon sehr verzweifelt sein. Denn tatsächlich liegen verhältnismäßig wenige Kameraschätze in Nachlässen. Und echte Werte bleiben auch den Erben selten unerkannt. Und wenn doch unter all den angereisten Händlern - nach einem halben Jahr - noch keiner den "wahren Wert" dieser Sammlung erkannt hat, ist es wahrscheinlich keine gute Alternative, statt eines "vermeintlichen" Wertes immer nur weitere "Händler" zu suchen, die bei der "Haushaltsauflösung" helfen und dafür noch bezahlen.